Enduro-Austria Beta Test: Hält sie was sie verspricht? Man sagt den Betas nach, dass sie ganz gut im Hard-Enduro sein sollen! Aber haben sie da schon etwas gewonnen? Kein Erzberg Sieg, kein Sieg bei einem Extrem-Enduro. Dafür hat man seit heuer mit Steve Holcombe einen Enduro-WM-Titel in der Tasche. Was können die Bikes wirklich? Wir hatten die Gelegenheit zwei 2017er Betas ausgiebig zu testen…

 

1206 beta test1

 

Was ist neu beim Modelljahr 2017? Die Änderungen sind marginal. Fast nicht vorhanden. Sieht nach Modellpflege vor einem großen Wechsel aus. Das Design hat sich etwas geändert. Also nur die Aufkleber und die Felgen, letztere sind jetzt Silber. Der Tacho ist neu (der Alte hat uns mehr gefallen und unserer Meinung nach auch besser funktioniert). Das Fahrwerk hat ein neues Setting und die Gabel ist um 5mm länger. Ok, das war es schon im Wesentlichen. Die bedeutendsten Änderungen waren 2016. Da kam zB. die Öleinspritzung. Die ist nicht wirklich besser, aber bald notwendig für die Zulassung. (kann man gleich ausbauen, spart Gewicht)

 

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Chassis: KTM-Umsteiger brauchen immer etwas Zeit um sich an das Gerät zu gewöhnen. Die Betas sind viel schmaler und hinten extrem niedrig. Die Kröpfung des Lenkers ist auch irgendwie anders. Das Sachs-Fahrwerk ist neutral. (kein Über- oder Untersteuern). Die Abstimmung weich und für Hard-Enduro bestimmt.

Beim Motocross kommt man modellspezifisch sehr schnell an seine Grenzen. Die Gabel ist viel zu weich, der Stoßdämpfer passt ganz gut. Im rumänischen Wald funktioniert so etwas ausgezeichnet. Auf dem Bremswellen einer österreichischen ACC Piste im letzten Lauf kann es dann bald mal passieren, dass einem die Plomben rausfallen.

Die Bremsen: Sie sind zwar nicht von Brembo, funktionieren aber tadellos. Hinten fast zu gut.
Es gibt 2 Eigenschaften bei denen die Beta eine Benchmark setzt. Bei keinem Bike kann das Vorderrad so easy von einer Seite zur anderen gehoben werden (Die sogenannte Trialwende). Das kommt von der Verwandtschaft ohne Sitzbank.
Das zweite ist die niedrige Bauweise vom Heck. Da fühlt man sich beim bergab fahren viel sicherer. Bringt Selbstvertrauen. Vor allem auch dann, wenn man nicht mit den längsten Füssen ausgestattet ist. Sonst unauffällig. Keine Schwächen bis auf die Gabel.

Gewicht nach Enduro-Austria Messung. Vollgetankt

Die 250er: 115,1 kg
Die 430er: 122,0 kg

Etwas mehr als vom Hersteller angegeben, aber immer noch im Rahmen.

 

1206 beta test holz

 

Motor: Der Beta 2 Taktmotor wirkt sehr ausgereift. Mit den originalen V-Force 4 Membranen und dem FMF-Endtopf funktioniert der Motor richtig gut. Schwungmasse ist reichlich vorhanden und die Motoren sind mehr auf Fahrbarkeit als auf Leistung abgestimmt. Die 250er ist nicht sonderlich aggressiv. Trotzdem reicht die Leistung für jeden Steilhang. Der 300er Motor von Beta ist merklich stärker. Die Öleinspritzung funktioniert nicht besser, sondern Umweltfreundlicher. In der Racing-Version ist sie gar nicht eingebaut.

Was uns begeistert ist der Starter. Er rettet dich aus jeder Lage und bringt auch den kalten 2 Taktmotor bei minus 10 Grad zum Laufen. Kickstarter: Eigentlich unnötig.
Hitze-mäßig ist die 250er sehr stabil. Man muss sich sehr bemühen um sie zum Kochen zu bewegen.

Spritverbrauch: Bei der 250er niedrig, ganz im Gegensatz zur 300er, bei der ein größerer Tank nicht schlecht wäre.

Die 4-Takt:

Der 430er Motor ist ganz gut für einfache Endurotouren. Beim Motocross waren wir damit schneller als mit der 2-Takt. Ein Einsatz bei Rennen a la Aspangrace ist sicher Sache des 430er Motors. Ein langes Drehzahlband macht einem auf Pisten mit Motocross-Charakter sehr schnell. Die Charakteristik des Motors ist so eingestellt, dass er niemals aggressiv wirkt. Ein plötzliches ausbrechen des Hinterrades gibt es so gut wie gar nicht. Immer smooth und super fahrbar.

 

1206 beta test wheely water

 

Was gar nicht ging ist Hard-Enduro: Ohne Lüfter ist das Teil so schnell am Kochen, dass wir das gar nicht weiter probieren wollten. Auch der E-Starter ist unserer Meinung verbesserungswürdig. Gegen die eigenen 2-Takter und die meisten 4-Takter anderer Marken verliert man einfach jeden Start mit stehendem Motor. Im Enduro WM bzw.
Klassik Enduro Modus macht das nichts. Bei einem Erzberg Start aus der ersten Reihe wäre man damit aber sicher unter den Letzteren.

Was wir super finden:

• Trialfähigkeiten der 2-Takter
• Starter der 2 Takt
• niedriges Heck
• Ersatzteilpreise (Die sind richtig billig im Vergleich zu anderen Markenherstellern)
• Preis
• Ersatzteilversorgung

Was uns nicht gefällt:

• Fahrwerkssetting
• Tacho: Der Alte war besser!
• Plastikteile: Die brechen viel zu leicht! Wirklich leicht!
• Aufkleber: Sind nach einmal fahren nicht mehr schön
• Baufehler: Der 140er Reifen dürfte nicht am 4-Takt Auspuff streifen
• Fehlende Extras: kein Lüfter bei der 4-Takt (den braucht man) und keine Griffguards bei beiden
• kleiner Tank

Fazit: Die serienmäßige 2-Takt Beta ist ein ganz gutes Motorrad, dass massiv Spaß macht. Damit man Rennen gewinnen kann brauchts die Racing-Version oder den Gang zum Gabel bzw. Fahrwerkstuner. Für die 4Takt braucht es unbedingt einen Lüfter, sonst wird das nichts. Ein anderes Gabel-(Fahrwerk) setting sowieso. Eine Extrem-Enduro wird sie wohl nicht werden. Mit dem passenden Fahrwerkssetting könnte man dafür bei jedem schnelleren Endurowettbewerb vorne dabei sein.

Ganz rennfertig sind die Dinger unserer Meinung nach nicht (Wegen der Gabel). Zumindest nicht in der Basis-Version. Dafür aber von Haus aus billiger! Ein paar kleine Umbauten und es funktioniert perfekt. Wir haben nicht umsonst eine in der Garage!

Haltbarkeit: Wir sind sicher 15 Mal damit ausgefahren. Vom Motocross bis zum Steinehüpfen im Trialpark. Bis auf einen Patschen am Hinterreifen ist nichts kaputt gegangen.

Was die Beta mit Sicherheit kann ist: Sie macht Spaß!!! Aber seht selbst. Hier ein kleines Video von einer Ausfahrt mit dem Mastermind von MotoSkanda:

 

Bericht und Fotos: Enduro-Austria, W.R.

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