Am 11.Juli 2016 wurden in der Ortschaft Huskvarna/Schweden die Husqvarna Enduromodelle 2017 der Weltpresse präsentiert. Mit dabei auch Enduro-Austria. Wahrlich mit einem echten Kanonenschlag, inszeniert durch Soldaten in traditionellen Uniformen, wurden dort die Updates angekündigt und ergossen sich dann wie ein Wildbach über die Journalisten. Stattgefunden hatte die Pressekonferenz nämlich im dort befindlichen Husqvarna-Werk mit angeschlossenem Husqvarna-Museum.

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Spätestens nach einem Besuch dieses Museums, weißt du, was die Schweden in diesem großen Werk alles zu Tage gebracht haben. Das geht bei der Waffenproduktion los, zieht sich über Nähmaschinen, Elektroherde, Gartengeräte, Fahrräder, Mopeds und hunderte ausgelagerte Patente bis zum Husqvarna Motorrad. Viele Entwicklungen wie Amphibienfahrzeuge oder die ersten Jetski-Entwicklungen hatten es nie auf das Produktionsband geschafft – Ihren Spaß hatten die Entwickler bei Husqvarna aber sicher...

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In der alten Mühle des Husqvarna Werks kam dann die Erleuchtung zu den neuen 2017er Modellen. Man könnte fast sagen das ganze Motorrad wurde neu konstruiert. Bei über 90% Neuerungen darf man davon sprechen. Die Konstrukteure haben sich da richtig in Zeug gelegt und bereits vor ca. 3 Jahren mit Entwicklungen begonnen welche jetzt erst für die Modelle 2017 endgültig umgesetzt wurden.

Die Neuerungen im Überblick:
Völlig neue 2-Takt- und 4-Takt-Motoren
- Neuer Rahmen – kleiner und leichter
- Traktionskontrolle und Launch-Control
- WP-Gabel vom Typ Xplor 48
- WP-DCC-Federbein mit Umlenkung
- Neues Bodywork
- Neuer Motorschutz
- Heckrahmen aus 30 % Kohlefaser-Verbund-Material
- Überarbeitete, CNC-gefräste Gabelbrücken
- Neue, selbstreinigende Fußrasten-Halterungen
- Sitzbank-Design und Bezug mit hoher Haftung
- Hinterer Bremssattel und Hebel
- Metzeler-Reifen
- Magura-Kupplung

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Fahrwerk/Gabel/Rahmen:

Alleine die Fahrwerkkonstruktion verdient das Prädikat „Besonders gelungen“ Die Basis ist über die komplette Produktpalette dieselbe, egal ob 125er oder 501er Husqvarna. Die Änderungen betreffen im Detail fast jeden Bestandteil.
Große Vorteile bringt so zum Beispiel die neue Gabel vom Typ WP Xplor 48 von WP Performance Systems GmbH. Man wollte mit der Open-Cartridge-Konstruktion von dem schmutzigen Bereich auf der Unterseite wegkommen. Soll heißen man kann die Druck – und Zugstufe von oben verstellen. Auch die Federvorspannung kann von oben bedient, und für den entsprechenden Einsatzbereich eingestellt werden. Schnell mal ein bisschen MXen gehen - Schnell mal ein wenig nachgestellt.

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Überraschung in Sachen Federelementen: Ein alter Bekannter tauchte in der WP Montour auf um die Gabeln in die richtigen Stellungen zu bringen. Dabei handelte es sich um Simo Kirssi. Der schnelle Finne wurde in Österreich insbesondere durch seine Teilnahme in den ersten Jahren der ACC bekannt bei der er mit einer BMW HP2 teilnahm und alle herbrennte obwohl die Auspuffkrümmer bereits links und rechts neben den Spurrillen schleiften... Ein Mann der in Sachen Fahrwerk sicher viel zur Entwicklung beitragen kann.

Der Rahmen der neuen Husqvarna Modelle ist in der Längsachse weicher und beweglicher geworden und in der Querachse wurde er versteift. Der Rahmen wurde außerdem kleiner und vor allem noch leichter. Die Rahmen sind serienmäßig mit einem Rahmenschutz und einem neuen Motorschutz ausgerüstet. Ihr Gewicht wurde um 0,6 kg reduziert.

Im Interview mit Konstrukteur R&D Projekt Leader Enduro, Florian Schober:
„Das bemerkenswerte an der Produktion ist die Herstellbarkeit mittels Hydroform-Rohre. Durch das hydroformen kann man die 3D-Kontour genau abstimmen. Beide Enden des Rohres werden verschlossen, dann wird der Bereich mit Öldruck beaufschlagt und durch den Öldruck verbiegt sich das Rohr genau in das Negativ in dem man es eingelegt hat. Ein High-Tech Vorgang der bei den Enduro-Modellen 2017 das erste Mal zum Einsatz kommt. Erstmals wurde der Vorgang bei den 2016er Motocross-Modellen eingesetzt.“

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Die Umlenkungsteile hinten sind neu und „endurospezifisch“ angepasst. Verglichen zur Motocross gibt’s bei den Enduromodellen einen größeren Hinterradhub.

Die Traktionskontrolle:

Die 2017er Modelle werden ja mit der neuen Traktionskontrolle (TC) ausgeliefert. Wer jetzt glaubt man müsse nicht mehr mit Gas und Kupplung umgehen können um eine Auffahrt zu schaffen, den müssen wir an dieser Stelle leider vertrösten. Selbstverständlich muss man sich auch weiterhin selbst ein Fahrkönnen aneignen um diverse Hindernisse zu schaffen. Dafür ist das Teil auch nicht entwickelt worden. Geschaffen wurde die TC aus Erfahrungen des Sports selbst. Die Motorräder haben immer mehr Leistung und egal ob der gefühlte Output des Motorrades mehr oder weniger ist und ob es sich um eine 250er oder 501er handelt. Das Motorrad hat immer dieselbe Leistung. Das kann ein Vorteil aber eben unter bestimmten Voraussetzungen auch ein Nachteil sein. Nämlich dann, wenn eigentlich weniger Leistung für die Situation vorteilhafter wäre und der Fahrer dies manuell in der sehr kurzen Zeit nicht auf die Reihe bekommt.

So, das sind wir ja schon mal gescheiter. Und wie soll das jetzt rein praktisch funktionieren? Die neuen 2017er Modelle haben einen Gangerkennungssensor. Das Motorrad bzw. das Motorsteuergerät weiß jetzt ganz genau mit welchem Gang sich das Motorrad bewegt. Außerdem ist dem Steuergerät die Drehzahl und die Drosselklappenstellung bekannt.
Auf Grund dieser Eingangswerte kann man jedem Gang eine gewisse Leistung einprogrammieren. Soll bedeuten: Eine 450er oder 501er hat in den ersten Gängen nie die volle Leistung weil dies unfahrbar wäre. Im Standart-Map hat man jetzt die Leistung in den niederen Gängen reduziert. Im Advanced-Modus gibt man die Leistung einfach früher frei.
Die TC gibt es nur für 4 Takter. Mit der Motorenspekifikation Vergaser/Motor ist dies bei den 2-Taktern noch nicht möglich.

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2-Takt Motoren komplett neu, 4-Takt Moren überarbeitet:

Alles neu bei den 2-Taktern: Alle 2017er Enduro-Motoren von Husqvarna Motorcycles wurden von Grund auf neu konstruiert und heben die 2-Takt-Technik auf ein neues Niveau. Die völlig neu entwickelten 2-Takt-Motoren sind leichter, kompakter und bieten eine verbesserte Performance.

Zudem wurden die neuen Motoren im Hinblick auf verbesserte Massenzentralisierung für bessere Fahrbarkeit und geringere Fahrerermüdung konzipiert. Neue Kurbel- und Ausgleichswellen für geringere Vibrationen.
=>2-Takt-Motoren, die eine neue Ära einleiten
=>Leichtere, kompaktere 2-Takt-Motoren
=>Völlig neue Motorkonstruktion
=>Auf Massenzentralisierung ausgerichtet
=>Reduzierte Vibrationen

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Überarbeitete 4-Takt Motoren:

Alle in den 2017er Enduros von Husqvarna Motorcycles verwendeten 4-Takt-Motoren wurden überarbeitet und sind jetzt noch leistungsstärker, leichter und kompakter. Die Techniker von Husqvarna Motorcycles haben alle internen Komponenten neu positioniert, um die Performance und das Handling weiter zu verbessern. Mit überarbeiteten Zylinderköpfen, neuen Zylindern und Kurbelwellen verbinden alle Motoren herausragende Performance, optimale Zuverlässigkeit und reduziertes Gewicht.

Leichte und kompakte Motoren, auf Massenzentralisierung ausgerichtet
Mehr Power und Drehmoment über das gesamte Drehzahlband

Fahrerlebnis:

Wir durften die komplette Enduro-Modellpalette testen und wie immer ist ein Test nur so gut wie die Beschreibung des Geländes. In diesem Fall handelte es sich um ein Testgelände eines örtlichen Offroad-Nachwuchs Clubs aus Schweden. Ein Gelände wie wir es hier in Mittel- bis Südeuropa eigentlich so nicht kennen. Ein Wald in dem sich eine Sandbank mit vielen Hügeln durchschlängelt auf der man sich dann auch bewegt. Außerdem noch eine sandige MX-Piste und ein Cross-Country Kurs auf einer Wiese, welcher schon eher bei uns anzufinden wäre. Ewig lange Steilhänge bzw. Auffahrten gab es leider keine.

TE 125er:
Die 125er wäre für diese Art Gelände nicht unbedingt die erste Wahl. Da muss schon ordentlich geschraubt werden um sich überhaupt auf dem „Flow“ zu halten. Handling bei der Kleinen natürlich Top. Und wer von den kleineren Modellen umsteigt findet mit der neuen 125er natürlich ein Top-Motorrad welche die Modellüberabeitungen ebenfalls alle mitmachen durfte.

TE 250 und TE 300:
Ja, da „pfeifen dann schon eher die Komantschen“. Die neuen 2-Takter bringen ausreichend Leistung mit in den Wald und der 2-Takt Liebling wird auch im sandigen Wald damit seine Freude haben. Die 300er natürlich in diesem Fall fast noch ein wenig brauchbarer da man dieses Motorrad auch mal in die Knie gehen lassen kann ohne das es gleich abstirbt. Auf dem eher engen und etwas rutschigen Cross-Country Kurs hat dann die 250er die Nase vorne.

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Die Viertakter:

Die Viertaktfraktion kommt heuer auch ganz besonders auf ihre Kosten. Alleine aus Gewichtsgründen muss man sich die neuen Viertakter schon mal näher ansehen. Überrascht waren wir diesmal von der FE 450. Das Motorrad ist für so eine Sandpiste durch den Wald ein klarer Gewinn. Die 450er fräst sich ihren Weg durch die Sandhügel und kommt auch mit engen Winkeln gut zurecht. Bei den kleineren FE 250 und FE 350 geht das zwar auch, der tiefe Sand verlang aber satt an Leistung welche die 450er hier gleichmäßiger anbieten kann. Die noch größere FE 501 kann das natürlich auch, hat aber schon so viel Leistung – eben Geschmackssache.

Trotzdem: In Summe sind aber die FE 250 und die FE 350 unsere Favoriten für den Allrounder der auch mal eine Sportveranstaltung besuchen will. Außerdem leben wir ja nicht im Sand. Insbesondere finden wir immer wieder den Weg zurück zur FE 350 weil dieses Motorrad einfach alles mitmacht. Auch wenn die 250er auf dem Cross-Country Kurs vermutlich die schnellere Zeit liefert, die 350er vermittelt immer ein Gefühl an Sicherheit und Reserven und ist deshalb unsere Huski der Modellpalette 2017.

Natürlich gibt es noch viele, viele weitere Neuigkeiten bei den Modellen 2017. Besonders im Detail hat sich einiges getan.

Link: Alle Details zu den Husqvarna Modellen 2017.

Link: Husqvarna Motorrad Website

Link: Technische Daten Husqvarna Enduro 2017

Studiofoto: H. Mitterbauer

Fotos: Sebas Romero, Marco Campelli

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