Anfang August wurde die Presse zur BETA Sportenduro Präsentation der Modellreihe 2022 in Rohr im Gebirge geladen. Enduro-Austria konnte sich also einen genaueren Eindruck über die neuen BETA Modelle verschaffen!...
Von Jahr zu Jahr steigt das Niveau im Endurosport. Die Rennen werden immer härter, länger und schneller. Dadurch steigen aber klarer weise auch die Anforderungen an das Material. Die italienische Traditionsmarke Beta erweitert daher stetig ihr Lastenheft und hat sich in den vergangenen Jahren im hart umkämpften Segment der Offroad-Motorräder zu einem der Big-Player entwickelt – und das mit Recht!
Wirft man neuerdings einen Blick auf die Fahrerlager der Enduro-Veranstaltungen sieht man, dass die akribische Entwicklungsarbeit und die einhergehenden Verbesserungen Früchte tragen und die Verkaufszahlen von Beta in die Höhe schnellen hat lassen. Für das Modelljahr 2022 wurde die ohnehin schon hervorragende Basis der letzten Evolutionsstufe
nochmals überarbeitet – und zwar tiefgreifender als man es erwartet hätte.
Die Neuerungen im Überblick:
Eine der Schlüsselkomponenten ist ganz klar das Fahrwerk. Hierbei kommen bei der Standard Version der RR-Modelle weiterhin Dämpfungselemente aus dem Hause Sachs zum Einsatz – jedoch mit überarbeitetem Setting. Die Kompressionseinstellung des Dämpfers wurde nun in Low- und Highspeed unterteilt und bietet jetzt ein noch breiteres Spektrum an Einstellmöglichkeiten. Die Gabel hat lediglich eine neue Abstimmung erhalten – was sich aber in Verbindung mit dem neuen Dämpfer im Test sehr gut schlägt.
Optisch wurden die neuen Beta-Modelle nur farblich umgestaltet. Das komplette Erscheinungsbild wirkt nach wie vor sehr hochwertig und lässt grundsätzlich in punkto Qualität und Verarbeitung keine Wünsche offen.
Die 4-Takt Modelle:
Die Aggregate der 4-Takt Palette wurden in den letzten Jahren bereits grundlegend überarbeitet und weiterentwickelt. Bei der neuesten Generation hat sich das Entwicklungsteam auf die elektronische Motorsteuerung konzentriert und die Parameter der zwei wählbaren Mappings „dry und wet“ sowie die Wirkung der Motorbremse angepasst.
Weiters wurde das Primärgetriebe gewichtstechnisch optimiert um die rotierenden Massen gering zu halten und den Gangwechsel so exakt und leichtgängig wie möglich zu gestalten.
Die auffälligste Neuerung ist aber der Einsatz einer Kupplung mit einer Tellerfeder anstelle der konventionellen Spiralfedern. Der Kraftaufwand für die Betätigung ist merklich gesunken, was ein deutliches Plus in Sachen Komfort mit sich bringt. Auch die Modulierbarkeit wurde dadurch nochmals verbessert.
Die 2-Takt Modelle:
Der Bestseller aus dem Hause Beta, die RR 300, hat die größten Veränderungen erfahren. Der Motor wurde beim hubraumstärksten Modell grundlegend überarbeitet. Der Zylinder wurde komplett neu konzipiert, die Bohrung erhöht und der Hub der Kurbelwelle verringert. Auch der Zylinderkopf wurde an die neuen Komponenten angepasst. Es kommt nun auch eine Iridium-Zündkerze zum Einsatz.
Das Ergebnis ist deutlich spürbar! Die Leistungsentfaltung ist noch linearer und die Kontrollierbarkeit vor allem aus tiefen Drehzahlen heraus sucht nun seinesgleichen. Wie auch in den 4-Takt Modellen kommt bei der neuen RR 300 und RR 250 das neue Kupplungspaket mit Tellerfeder zum Einsatz.
Beim Modell mit der kleinsten Kubatur, der RR 125, wurden der Zylinderkopf und die Auslasswalze überarbeitet, mit dem Ziel einer Drehmomentsteigerung vor allem im mittleren Drehzahlbereich. Die RR 200 blieb aus technischer Sicht unangetastet.
Die Fahreindrücke:
Getestet wurde unter, für einen Enduro-Test, optimalen Bedingungen – Regen, technische Passagen, schnelle Teilstrecken, steile Auf- und Abfahrten, Wurzelteppiche, Steine, alles was das Herz begehrt.
In der Produktpalette von Beta wird jeder Fahrer zufriedenstellend bedient. Gewählt werden kann zwischen 350, 390, 430 und 480ccm 4-Takt und 125, 200, 250 und 300ccm 2-Takt. Durch die Bank machen alle Kubaturen einen sehr stimmigen Eindruck. Die Geometrie der gesamten Palette wirkt sehr ausgewogen und schlägt eine Brücke zwischen Handlichkeit bzw. Wendigkeit wie sie im Hardenduro gebraucht wird und Stabilität in schnellen Sektionen.
Das Fahrwerk arbeitet relativ unspektakulär und sauber. Schläge und Bremswellen bei flotter Gangart werden absorbiert und auch im Hardendurobetrieb bietet es sehr guten Komfort in felsigen Passagen oder Wurzelteppichen. Die Abstimmung ist für den ambitionierten Endurofahrer wirklich sehr gelungen und deckt ein breites Spektrum ab. Jedoch, wie auch bei allen anderen Herstellern, sind die gebotenen Reserven nicht grenzenlos. Im echten Rennbetrieb stoßen die Fahrwerkselemente irgendwann an ihre Grenzen. Beta selbst bietet aber für genau diesen Einsatz mit den Racing-Modellen Abhilfe.
Auch die Wahl der Komponenten trägt zum ausgezeichneten Fahrgefühlt bei. Die Bremsen aus dem Hause Nissin sind in punkto Dosierbarkeit und Verzögerungswerte auf absolut höchstem Niveau. Die neue Kupplung spart durch die Leichtgängigkeit enorm an Kraft ohne dabei an Gefühl für das übertragene Moment zu verlieren.
2-Takt Modelle:
Die RR 125 ist ein Motorrad für echte Racer, die wissen wie man einen 2-Takter bewegt. Durch das recht niedrige hubraumbedingte Drehmoment muss man sie wirklich sauber bewegen und mit der Gangwahl äußerst präzise sein. Wenn man das aber beherrscht, ist man auf diesem Gerät sicherlich pfeilschnell!
Die RR 200 vereint die Vorteile aus beiden Welten – sie kann mit der Agilität und Wendigkeit der 125er glänzen, verzeiht aber aufgrund des deutlich höheren Drehmoments viel mehr Fehler. Die 200er ist ein absolutes Spaßgerät ohne überfordernd zu wirken. Sie lässt sich absolut effizient und kräfteschonend bewegen. Vor allem für Fahrer ohne große Ambitionen auf Rennsiege und eher auf Spaß im Gelände aus sind, ist sie eine hervorragende Wahl.
Die RR 250 und RR 300 liegen sehr nahe beieinander. Die 300er ist sicherlich die Waffe der Wahl für Hardenduristen. Drehmoment in allen Lebenslagen, sehr schön dosierbare und lineare Leistungsentfaltung mit wirklich massiver Spitzenleistung und spielerisches Handling bilden das Fundament der am meistverkauften Beta. Vor allem die neu entwickelten Motorkomponenten haben einen großen Einfluss auf das Feeling, welches die neue RR 300 vermittelt. Im Gegensatz zum Vorjahresmodell spürt man hierbei wirklich ein deutliches Plus in Sachen Fahrbarkeit – die 300er für das Jahr 2022 wirkt spielerischer denn je.
Die 250er bildet eine sehr gute Basis für schnelle Fahrer. Durch das niedrigere Drehmoment und die etwas niedrigere Spitzenleistung kann sie auch auf längere Zeit im oberen Drehzahlbereich bewegt werden ohne dabei überfordernd oder unberechenbar zu wirken. Ansonsten ähnelt sie von der Charakteristik sehr stark der RR 300. In Bezug auf das Handling sind hier nur kaum Unterschiede feststellbar.
4-Takt Modelle:
Die Kubaturen der 4-Takt Palette sind sehr fein abgestuft und bieten wirklich für jeden Einsatzbereich das Richtige Motorrad.
Die RR 350 lässt sich am leichtfüßigsten und wendigsten bewegen. Die Motorcharakteristik ist sehr linear, jedoch will sie in höheren Drehzahlen gefahren werden. Die 350 er ist eher für eine schnelle Sonderprüfung konzipiert als für technisches Hardenduro. Dort kann man die Stärken der kleinsten angebotenen 4-Takter am besten ausspielen. Sie vermittelt einen sehr agilen Gesamteindruck und fällt förmlich in die Kurven.
Der echte Allrounder ist die RR 390. In punkto Agilität und Handling fast auf Augenhöhe mit der 350er bietet sie ein klares Plus an Drehmoment. Die Suche nach Traktion fällt hierbei sehr spielerisch aus. Das Mehr an Motorleistung, vor allem in niedrigeren Drehzahlen, macht die 390er auch in härteren Sektionen hervorragend einsetzbar ohne auch nur in irgendeiner Art und Weise behäbig zu wirken.
Bei der RR 430 bedarf es schon einer erfahreneren Hand. Mit beeindruckender Leistung und dem sehr hohen Drehmoment kann man sie auch oft einen Gang höher bewegen. Durch die bauartbedingten höheren rotierenden Massen büßt die 430er klarerweise etwas an Leichtfüßigkeit ein, macht sie dafür aber auf schnellen und weitläufigeren Passagen zu einer echten Waffe und besticht durch eine sehr hohe Laufruhe.
Sehr ähnlich der 430er ist die RR 480 – jedoch mit noch mehr Dampf. Eine entsprechende physische Verfassung des Piloten vorausgesetzt kann die 480er wirklich sehr schnell bewegt werden. Sie ist aber auf gewisse Art und Weise auch ein zweischneidiges Schwert. Für schaltfaule Fahrer ist dieser Dampfhammer eine sehr gute Wahl für lange Endurotouren oder für das Endurowandern. Für erfahrene Fahrer ist sie aber auch im Wettbewerbseinsatz ein hocheffizientes Motorrad, wenn man seinen Fahrstil auf die enorme Leistung anpasst. Sie ist sicherlich das Modell mit der höchsten Laufruhe und Spurstabilität. Leistung ist in jedem Gang ausreichend vorhanden, er entscheidet nur über die Geschwindigkeit.
Fazit:
Zusammenfassend hat Beta mit der Weiterentwicklung für das Modelljahr 2022 wieder einen sehr großen Schritt nach vorne gemacht und bietet durch die sehr hohe Qualität, dem hervorragenden Handling und einer wirklich perfekten Ersatzteileversorgung ein Gesamtpaket, das seinesgleichen sucht und der Konkurrenz das Leben sichtlich schwer macht.
All das spiegelt sich auch in den stetig wachsenden Verkaufszahlen und den Erfolgen im internationalen Rennsport wieder.
Link: BETA Enduro technischen Daten
Link: Alle Modelle auf https://www.betamotor.com/de/
Bericht: E.A.R.T. (T.B.)