Tom Mosbacher verhindert den ersten Elektro-Sieg beim Snowhill Xtreme Race 2025, und Michael Osterbauer holt sich den Sieg in der „kleinen Klasse“. E.A.R.T. Fahrer Rüdiger Wolfgruber bringt mit einem Elektro-Bike-Experiment einige Unruhe in das Feld der etablierten Speedhill-Racer. Der Rennbericht dieses Jahr aus Sicht eines Elektro-Fahrers:
Ausgangslage:
Trotz des tadellosen Wetters haben sich heuer nur 89 Fahrer zum Rennen eingefunden. Vermutlich liegt es daran, dass nach dem schneelosen Winter die meisten Offroader schon im Frühlingsmodus sind und keiner mehr auf Schnee fährt. Auf der Trattenbacher Piste gab es jedenfalls noch genug Schnee. Von den „Lokalmatadoren“ waren alle am Start. Ein Teilnehmer ist sogar aus Deutschland angereist.
Das Snowhill Xtreme Rennen braucht man nicht lange vorstellen, denn es hat seit Jahren einen bewährten, unveränderten Modus. Zuerst die Anmeldung, danach technische Abnahme, Fahrerbesprechung, gefolgt von 2 stresslosen Trainingsläufen und dann gehts los. Vier Fahrer gegeneinander, die besten 2 steigen auf. Für die Verlierer des ersten Laufes gibt es noch einen Hoffnungslauf. Somit kommt jeder mindestens 4-mal zum Fahren.
Die Disziplin Speedhill selbst hat im Namen impliziert, dass ohne Leistung nichts zu machen ist. Feinabstimmung im unteren und mittleren Vergaserbereich ist zwar nett, bringt allerdings nicht wirklich was. Das Ding muss auf 45 Sekunden auf Höchstleistung laufen. Dadurch sieht man auch immer wieder ältere Geräte mit Mega-Hubraum. Der Start ist ein absoluter Nervenkitzel. Vollgas weg, heuer allerdings nach 7 Metern wieder eingebremst durch ein Baumstammhinderniss und danach Wide-Open bis ins Ziel.
Notlösung StarkVarg: Das Mitfahren mit der Stark Varg war ursprünglich überhaupt nicht so geplant. Nach dem Wechsel auf die Varg letztes Jahr stand aber nur mehr eine kleine 2-Takt Beta in der Garage. Eine Motocross für ein Speedhill auszuborgen belastet die Freundschaft unter Benzinbrüdern schon sehr. Also wurde einmal angefragt, ob man mit der Elektro mitfahren kann. Die Antwort war relativ überraschend und gleich da: No Problem. Na dann!!
Mit der Zeit kamen dann immer mehr Fragen von diversen Bekannten, ob ich jetzt um den Sieg mitfahren will, was den Druck doch etwas erhöht hat, bisher war ich ja maximal im Halbfinale. Vorsichtshalber habe ich meinen 10 Jahre alten, aber noch relativ scharfen Mitas C-02 Hinterreifen montiert, der hat sich bei meinen Speedhills bisher am besten bewährt.
Dennoch gab es eine gewisse Ungewissheit, wie das Ding auf Schnee läuft und was der Akku dazu sagt. Die Stark hat zwar 80Ps, man kann allerdings nur die komplette Leistungskurve verstellen. Fährt man mit der vollen Leistung weg, geht das Ding ab wie eine 690er Supermoto, was beim Beschleunigen auf Schnee nicht gerade fein dosierbar ist. Dazu kommt noch das die Varg auf Höchstleistung ganze 7 Minuten dauerhaft betrieben werden. Dann ist der Akku leer.
Vor dem ersten Trainingslauf war der Plan in etwa so. Wegfahren mit knapp 65 PS und auf der Kuppe umschalten auf FullSend. Im Ziel hat sich dann eine Erkenntnis eingestellt. Das passt, so rein gefühlsmäßig fühlt sich das irgendwie besonders an. Unspektakulär, schnell, aber easy zu handeln und mit Mörder Druck, der einem dazu bewegt, aus Angst vor dem gewaltigen Top-Speed schon vor dem Ziel abzudrehen. Pro Lauf kostet das 5% Akku. Sollte sich also ausgehen.
Das Speedhill Rennen aus Sicht eines Varg-Fahrers:
Die ersten Läufe waren noch recht easy. Manche schauen sich das ja zum ersten Mal an und kommen mit falschen Reifen und Sommerbedüsung. Varg-Mäßig war schnell klar, dass gegen normale Zweitakter kein Zweifel am Sieg besteht. Mit zunehmender Anzahl der Läufe wurde die Strecke etwas ruppiger und die Konkurrenz zunehmend stärker. Es gab auch 2 Fahrer, die es sich absolut nicht bieten lassen wollten, elektrisch versägt zu werden. Florian Peissl und ein mir unbekannter Kawa-Fahrer haben es geschafft, mit perfekten Läufen von Anfang bis Ende vor mir ins Ziel zu kommen, allerdings mit erheblichem Risiko, was dann in anderen Läufen zum Ausscheiden geführt hat. Letztendlich ging es trotz brutal Gas gebender Konkurrenz zumindest mit der Varg relativ leicht ins Finale.
Dieses Finale war recht witzig, denn dort stand mit Hannes Blengl jener Fahrer neben mir, der 2004 bei meinem ersten Schneerennen knapp gewonnen hat. Tom Mosbacher hat gegen mich im Halbfinale knapp verloren und gegen Leopold Marschnig bin ich noch nie gefahren, hatte ihn aber als mehrmaligen Podiumsanwärter in Erinnerung. Ein Sieg erschien auch wegen des Ausscheidens des optisch schnellsten Fahrer Florian Peissl greifbar.
Ergebnis Open-Finale
1. Thomas Mosbacher
2. Rüdiger Wolfgruber
3. Hannes Blengl
4. Leopold Marschnig
Das Finale hat super funktioniert. Risiko erhöht, mit Stufe 4 weg. Tom war als erster über dem Baumstamm und sicherte sich die linke Linie. Auf der Kuppe auf 80PS geschalten mit leichtem Versetzer beim Einsetzen der Leistung. Dann mit einer Motorradlänge Abstand daneben raufgezogen und konstant über die ganze Länge aufgeholt. Im Ziel wars richtig knapp mit 20cm Abstand. Der Tom hat alles perfekt gemacht, die Linie diktiert und von unten bis oben nicht einen Millimeter abgedreht und damit verdient gewonnen.
Im Nachhinein betrachtet beißt man sich natürlich in den Hintern, dass man keinen nagelneuen Reifen montiert hat. Aber ja. Ich hätte nie damit gerechnet überhaupt so weit zu kommen und das die Varg derart souverän den Hang rauf zieht.
Die „kleine Klasse“ hatte es auf der recht steilen Piste erheblich schwerer was am Scheitern vieler Teilnehmer am ersten Hang offensichtlich erkennbar war. Den Sieg im Finale sicherte sich Osterbauer Michael.
Ergebnis Limited-Finale
1. Michael Osterbauer
2. Lukas Riegler
3. Fabian Jagschitz
4. Marcel Kohlhuber
Trotz des Fokus auf die Varg zum Abschluss ein paar Worte zur Veranstaltung. Heuer war es von den Bedingungen relativ einfach. Obwohl es so warm war hat die Piste wegen der umfangreichen Vorbereitungen des Veranstalterteams, angeführt von Markus Tisch tadellos gehalten. Das Snowhill Xtreme hat sich teilweise schon von einer ganz anderen Seite präsentiert. Es gab sogar ein Jahr, wo wegen der schwierigen Neuschneelage kein einziger Finalteilnehmer das Ziel gesehen hat. Aber gerade das macht das Rennen so berüchtigt.
Für 40 Euro Startgeld wird eine unglaublich professionelle Veranstaltung geboten, die einem den ganzen Abend Nervenkitzel und Unterhaltung bieten. Das wird auch durch die Anwesenheit vieler Zuschauer neben der Strecke honoriert. Die Pokale können sich sehen lassen. Der für meinen 2. Platz wird einen Ehrenplatz erhalten. Nächstes Jahr sehr gerne wieder!
Link: https://www.su-trattenbach.at/
Fotos: Tisch