Über die einzelnen Renntage haben wir bereits berichtet. Jetzt ist der Hauptakteur am Wort. Ferdinand Kreidl hat es geschafft. Hier seine Eindrücke von der härtesten Rallye der Welt bei der unseres Wissens bei den Motorrädern nur zwei Österreicher jemals das Ziel gesehen haben, nämlich Martin Freinademetz 2010 und Ferdinand Kreidl 2013.

Wie die einzelnen Renntage verlaufen sind, hat Georg  Schöninger vom KLS Rally Raid Team bereits mit den beinahe täglichen Berichten und Fotos geschildert. Grundsätzlich kann ich das Zitat von Alfi Cox bestätigen: „willst Du Spaß haben, dann fahr jede Rally nur nicht die DAKAR".
Es war eine permanente Schinderei und ein Kampf gegen mich selbst: Übermüdung, zeitlicher Stress (man ist immer hinten dran...), täglich enorm viele Situationen an denen man scheitern kann und dieses Jahr zusätzlich die krassen Temperaturunterschiede. Teilweise hatten wir am Morgen des Tages knapp über null Grad und Regen – fesche Sache mit normaler Endurokleidung – und Mittags schon wieder 40°C.

ABER: es war ein tolles Rennen und ich möchte keine Sekunde missen!

fotos 20130128 ferdinand kreidl ziel

Servicearbeiten und Teile:
Täglich wurde das Motorrad zur Gänze durchgecheckt, also alle Schrauben nachgezogen, Speichen kontrolliert und wenn notwendig nachgezogen, Luftfilter getauscht und Öl gewechselt. Die Ölwechsel sind Grundlage für die Entscheidung ob der Motor getauscht wird oder nicht – sind kein Abrieb oder Späne im Öl so bleibt der Motor drinnen, jeder Motorwechsel ist auch eine Risiko nach dem Motto „never change running systems". Ich bin also mit einem Motor durchgefahren. Reifen und Mousse haben wir nach Bedarf getauscht – also nicht immer täglich. Der Kettensatz und die Ruckdämpfer in der Hinterradnarbe wurden jeweils einmal getauscht. Alle zwei Tage die Bremsbeläge.

Drei Vorderradfelgen habe ich auch verbraucht. Die Sicht war im Staub oft grundsätzlich schlecht und ich hatte mit meiner Einclipsbrille in der MX-Brille nochmals weniger Sicht und somit manchen Stein im Fesh-Fesh „gefunden" und das dann mit „Köpfler" kommentiert.

Den linken Tank habe ich mir fast durchgeschliffen und nässt, also muss ein neuer her. Das Serviceteam „TeamKaiser" hat tolle Arbeitet geleistet: ich habe mein Bordwerkzeug während des Rennens kein einziges mal benötigt, erst im Ziel bei der Demontage des Iritraks habe ich die Kombizange ausgepackt.

Essen und Trinken:
Gegessen habe ich immer wenn Möglichkeit dazu war: um halb 5Uhr Morgens bereits Eierspeis, Schinken und Nudeln, tagsüber Energieriegel und am Abend Fleisch. Den Trinkrucksack habe ich zusätzlich zu den Getränken beim Essen und im Bivak mindestens zweimal täglich mit 3 Liter befüllt (Kohlehydrate und Mineralstoffe).

Die ganze Quälerei hat sich aber mit der Zielankunft in Santiago de Chile mehr als gelohnt.  Zwischen dem Start in Lima und diesem absoluten Glückserlebnis in Santiago waren viele intensive Erlebnisse:

- spektakuläre Dünenauf- und –abfahrten
- endlos lange Flußbette
- permanent wechselnde Untergründe
- von Meeresniveau mehrmals auf eine Höhe von knapp 5.000m
- teilweise Sekundenschlaf bei den Verbindungsetappen
- tolle Naturerlebnisse (Pinguine an der Pazifikküste!)
- extrem begeisterte Menschen – vor allem in Argentinien: die Fans haben viel Kraft gegeben
- Flußdurchfahrten
- enorm schnelle Schotterpisten
- Stürze mit schmerzlichem, aber glücklichem Ausgang und toller medizinischer Behandlung
- Anstrengung bis zum Abwinken und wie bereits erwähnt
- enorme Kälte (eisiger Regen, mit normaler Endurokleidung) und noch am selben Tag wieder Wüstentemperaturen

fotos 20130128 ferdinand kreidl arm

Tiefpunkt:
zwei Tage hintereinander auf denselben Arm gestürzt – beim zweiten Sturz schon heftig in den Helm geflucht.

Höhepunkte:
Beeindruckende Natur, Erfüllung eines langjährigen Traumes: Zieldurchfahrt in Santiago de Chile mit Überreichung der Medaillie und Siegesfeier

Wie geht es weiter?
Am 2. Februar haben wir noch unsere Weihnachtsfeier von der „OffroadGang" – da darf ich dann mal wieder ein oder zwei Bier (J) trinken. Und was kommt dann? Hmmm – mal nachdenken.

An alle Sponsoren:
Herzlichen Dank für die Unterstützung.

Ferdinand Kreidl
KLS-Rally Raid Team

www.rallyeteam.at

 

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