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Die Hellas Rally hat wieder alles geboten, was eine tolle Rally ausmacht! Ferdinand Kreidl berichtet: Die Anreise erfolgte dieses Mal komfortabel mit dem Flugzeug, wenn man die Anreise zum Flughafen, die Wartezeit und die vier Stunden mit dem Leihwagen von Athen bis nach Karpenissi mit einrechnet, kaum schneller als mit dem Transporter über Land. Und es fehlt das Abenteuer.

Die Tag vor dem Donner:

Es waren nur zwei Tage zur Aklimatisierung und kurz mal 30km den Untergrund „erkunden“.

Das Motorrad:

Und wieder, trotz zum x-tenmal angekündigtem Ruhestand, bin ich mit meiner Rally KTM 690 Rally Factory Replica Baujahr 2008, dem schärfsten Rallymotorrad ever, gestartet. Es hat sich aber herausgestellt, dass ich dieses Motorrad tatsächlich pensionieren oder von Grund auf neu aufbauen muss, um die Ausfallsicherheit zu gewährleisten. Immerhin lauert ja eine ganze Armada von 690ern und 701ern auf die Chance.

Das Rennen:

Die Tracks waren endurolastiger als im letzten Jahr und mit unendlich vielen Höhenmetern und engen Kehren gespickt. Dieses Mal gab es so gut wie keine Verbindungsetappen – 30 Kilometer pro Tag, der Rest war Sonderprüfung pur.

Day 1 - Prolog:

Kurz und knackig – zum Einfahren, geringe Zeitabstände.

 

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Day 2 – der technische Defekt:

Dieser hat mir aufgezeigt, dass ich mein Motorrad einer Gesamtrenovierung unterziehen muss. Bei Kilometer 70 in der zweiten Sonderprüfung leuchtete die Wassertemperaturanzeige auf – und das zum ersten Mal überhaupt. Kurzer Griff während der Fahrt zum Kühlerschlauch und es war klar – kein Druck und somit auch kein Wasser im Kühlsystem.

Die Entscheidung weiterzufahren habe ich innerhalb von 5 Sekunden getroffen. Dieses Motorrad hat gegenüber einer EXC einen Ölkühler und sollte somit auch einige Kilometer ohne Wasser im Kühlsystem laufen, aber es waren noch 55km bis zum Ziel der Sonderprüfung. Das waren die längsten Rallykilometer, die ich jemals gefahren bin – und der Motor hat gehalten: WOW.

Im Ziel haben mir die Marschalls mal einen halben Liter Wasser zum Nachfüllen gegeben. Das war aber nicht genug. Wir haben die Übung noch zweimal wiederholt und es hat großes Erstaunen gegeben, dass der Motor noch gelaufen ist. Im Fahrerlager haben unsere beiden Magic-Mechaniks, Hannes Lukas und Chris Klauscher, sofort den Kühler ausgebaut und gleich den Grund erkannt: der Lüfter hat eine Kühlerstrebe durchgescheuert. Und das, weil die Aufhängung des Lüfters über die vielen Jahre und sicher 50.000km im groben Gelände „ausgeleihert“ war.

Kühlerstrebe „aufgequat“ so wie wir Kinder vom Land sagen, mit Zweikomponentenkleber ausgefüllt und der Kühler hat die restlichen 5 Tage gehalten. Bernhard Haslacher hält das Fahrwerk immer aktuell und AUNER versorgt mich mit allen Verschleißteilen (und auch Fahreausrüstung), aber jetzt muss wirklich alles raus was „altern/ermüden/verschleißen“ kann, auch die schon oft geflickte Elektrik und neben dem Wasserkühler auch die Kühlerschläuche, alle Seilzüge, Gasgriff, Vergaser, Schwingenlager, Umlenkung, Steuerkopflager, Lenker, uvm…..

Tanja Willmann hatte an diesem Tag einen veritablen Sturz – konnte aber mit der Hilfe von 3 Mitstreitern zurück auf die Strecke und weiterfahren. Auch Helmut Kamper hat sich den Arm enzianblau eingefärbt. (s. Foto)

Tag 4 – der längste Tag mit 430 Kilometern:

Man hat uns über die Berge geschickt: 1927 m über dem Meer – mit traumhaftem Panorama, aber leider ohne Zeit die Aussicht zu genießen. Bei einem Timeout von 45 Minuten – die der montierte Tracker automatisch heruntergezählt hat - habe ich 4Minuten vor Wiedereinstieg ins Rennen einen lockeren Auspuffschalldämpfer entdeckt – gemeinsam mit Mat Sayer und seinem Werkzeug haben wir diesen noch befestigt, zum Auspacken meines Werkzeuges hätte es nicht mehr gereicht. Die letzten Fahrer haben um 23Uhr das Fahrerlager erreicht.

Tag 5:

Aufgrund der späten Ankunft vieler Fahrer am Vortag, wurde der Start auf 9Uhr 30 verlegt und die zweite Etappe gestrichen. Es war der einzige Tag mit Regen – und das war auch gut so. Der teilweise lehmige Boden hat sich durch einen Wolkenbruch in eine Rutschbahn verwandelt. Alle, die Nagycenk bei Regen kennen, wissen wovon die Rede ist. An diesem Tag auch der einzige kapitale Crash: kaputte Verkleidung, ausgerissene Stromversorgungskabel beim Tracker und leicht verbogener Vorbau. Der Tracker arbeitet aber mit einer internen Batterie für einige Stunden weiter.

Tag 6:

Wieder in die phantastischen Berge! Extrem lange Auf- und Abfahrten mit 240km auf zwei Sonderprüfungen verteilt. Viele gefährliche Stellen! Wenn da ein Fehler passiert, fliegt man schon mal 300 Höhenmeter bevor man das erste Mal aufschlägt.

Diese Stellen werden aber im Roadbook mit 3 Rufzeichen gekennzeichnet, welche man sich am besten nochmals mit einem Leuchtstift markiert, um in diese keinesfalls zu übersehen. Zusätzlich warnt der Tracker mit einem Signalton vor diesen gefährlichen Stellen.

Tag 7:

Erstmals Enduroreifen und somit keine Reifen mit harter Karkasse aufgezogen – Grip ohne Ende und zum Abschluss nochmals richtig Freude beim Fahren. Daher auch nochmal angegriffen. Mein Vorsprung auf die Verfolger war zwar knapp zwei Stunden in meiner Klasse, aber „schlampig und locker“ fahren kann sich gleich mal rächen, also konzentriert bleiben!

 

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Platzierung:

Schnellster in der Klasse M5, gesamt 16. von ca. 180 Motorrädern und damit auch erster Platz im der Klasse M5 FIM European Rally Championship (600 bis 800ccm). Zweiter den Vetrans, so ein junger Mann um die 50 mit Husqvarna 501 hat mich um 5 Minuten geschlagen.

Die anderen Österreicher im Team:

Hannes Lukas von Rallye4You hat neun Fahrer an den Start gebracht und sieben sind die ganze Rally durchgefahren. Tanja Willmann konnte bei den Damen den 3. Rang und Mat Sayer den 2. In der Klasse bis 350ccm erreichen. Das Ergebnis unseres Teams war toll:

 

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Mat Sayer,27. Platz

Kamper Helmut, 49. Platz

Markus Hörhan, 51. Platz

Manfred Flader, 56. Platz

Ales Gjerkes, 67, Platz

Tanja Willmann, 68. Platz

Markus Auchmann hat nach einem Sturz zwei Tage ausgesetzt und Wolfgang Payer musste nach zwei Fahrtagen aufgrund einer wieder akut werdenden Handverletzung das Rennen beenden.

 

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Organisation:

Perfektes Roadbook – zweimal kurz verfahren, geht aber auf meine Kappe. Keine zehn Prozent Verbindungsetappen, das ist eine kleine Sensation. Meletis Stamatis und sein Team haben die Rally wieder perfekt organisiert! Über 200 Teilnehmer inklusive SSV und Quads muss man mal reibungslos durch die Rally bringen.

Enormes Aufgebot an Rettungskräften! Und wer glaubt, Griechenland besteht nur aus Meer und Sonne, der muss sich nur die Fotos ansehen!

Nächste Station: Rally Albania von 8. Bis 15. Juni.

 

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Alle Quellen: Ferdinand Kreidl