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Kreidl: "Tuareg-Rally 2018 - War eine tolle Veranstaltung. Nachdem die Tuareg 2011 meine überhaupt zweite Rally und die erste in Afrika war, haben mich 2 Dinge überrascht – dürfte ich verdrängt haben, da es 2011 ums reine Überleben ging. - Kombination von Roadbook und GPS Navigation, - Geschwindigkeit auf den Pisten.

Aber der Reihe nach:

Wir (also das Team-Kaiser) sind schon eine Woche vor Beginn der Rally nach Merzouga gereist, um uns entsprechend vorzubereiten. Außerdem muss die 2. Woche für den Aufwand - ich habe von Wien aus 3 Flieger und ca. 24 Stunden benötigt, um nach Errachidia zu kommen – einfach drin sein! Jetzt weiß ich, dass es von Memmingen einen Direktflug nach Fes gegeben hätte! …aber wer kennt schon Memmingen?

Der erste Aha-Effekt war die Navigation mit GPS! Glücklicherweise hatte Thorsten ein Reserve-GPS mit, das ich beim Trainieren gleich mal ausprobieren konnte. An zwei Tagen hat ein Sandsturm das Training verhindert. Aber mit den vielen interessanten Menschen waren auch diese Tage äußerst kurzweilig. Am Ende der ersten Woche sind wir von Merzouga per Motorrad die ca. 270 km nach Midelt zum Start der Rally gefahren und haben dabei einiges an Schnee gesehen siehe Foto Anreise Midelt). Die Abnahme war simpel: Tracker und Startnummern abgeholt, am Motorrad angebracht und dann ging‘s schon zur technischen Abnahme.

Wertung: 3 Klassen

- Profi (100% der Strecke und alle schwierige Passagen), in Summe ca. 2.300km, alle anderen Klassen entsprechend weniger

- Experts (ca. 70% der Strecke, einige schwierige Passagen werden ausgelassen bzw. auf Asphalt umfahren)

- Challenge (just for fun – nochmals kürzer und keine schweren Passagen)

Das Rennen:

1.Tag

Von Midelt ins Wüstencamp in der Nähe von Errachidia. Verbindung auf der Straße und dann Sonderprüfung über den Minenpass und durch die Klaustrophopia Schlucht. Abwechselnd schnell und langsam/steinig.

2. Tag

Nach Merzouga mit ersten Dünen. 

3. Tag

Erstmals „richtig sandig“. Begonnen hat dieser Tag mit einem Massenstart bei einem Dünenfeld mit einigen GPS Punkten kreuz und quer. Dann bis zum berüchtigten Labyrinth nach Roadbook. Im Labyrinth waren 9 Wegpunkte nach GPS in einem durchfurchten Flussbett anzufahren und das in der richtigen Reihenfolge! Danach wieder Roadbooknavigation und noch 3 Runden im Erg Chebbi – für die Experts 2 Runden.

Exkurs Navigation

Das richtige Anfahren der CPs und SCPs (secret Checkpoints) während der gesamten Rally ist absolut entscheidend, denn es zählt nur der letzte in der richtigen Reihenfolge angefahrene Wegpunkt. Alle Punkte danach werden mit 2 bis 8h!!! Penalti geahndet. Hört sich nicht wild an, aber im Labyrinth waren die Wegpunkte oftmals nur 200m auseinander und ein Fehler ist gleich gemacht. Diese Art der kombinierten Navigation – ich bin „Oldschool Roadbooknavigator“ – hat mich zwar an manchen Tagen Zeit gekostet, aber am Ende habe ich es doch verstanden.

4. Tag

Dünenrace: 4 Runden im ErgChebi (3 Runden für Experts). Zum Schluss rauf auf die Hausdüne um den letzten Eintrag in die Stempelkarte zu holen. Die erste Runde haben wir nach GPS (und nach Roadbook) navigiert, die weiteren Runden nur mehr nach aufgezeichnetem Track und nach Gedächtnis. Hier gilt es die hohen Dünen bestmöglich zu umfahren bzw. die Dünentäler zu nutzen. Ich habe meist den direkten Weg gewählt, weil es für mich von der Navigation her einfacher war. Kostet halt mehr Zeit und Kraft.

5. Tag

An diesem Tag haben wir neben Pistenheizerei auch 5 Ergs (Remlia, Andy, Taouz, Znagi und Chebi) durchquert. Der Track verlief teilweise an der algerischen Grenze – zu sehen gab es also Soldaten auf Wachtürmen mit Maschinengewehren. Und wie es so kommt, hatte ich an diesem Tag auch meinen obligatorischen heftigen Einschlag. Im Kamelgras hat ein kurzer Blick auf das Roadbook gereicht und ich lag schon mit verbogenen Lenkerschrauben/Lenker am Boden. Ich kam dann wie der klassische Postler mit Puch MV 50 daher - irgendwie schief, da ich die Gabel nicht ganz ausrichten konnte - und die gut 100km bis ins Ziel waren eine Qual.

6. Tag

Wieder ins Wüstencamp mit schwieriger GPS – Navigation: Die Routenfunktion musste ausgeschaltet werden (habe ich beim Briefing zwar so vernommen aber nicht gecheckt). Der Grund: zwei GPS Punkte mussten mehrmals angefahren werden. Das schaffen die Navis nicht. Also immer wieder den Wegpunkt einzeln aufrufen und navigieren. Es gilt aber grundsätzlich die Roadbooknavigation, d.h. die Kompassnadel zeigt nach Süden, aber es ist vorerst eine Schleife z.B. Richtung Osten zu fahren.

Beispiel zum Verständnis: Startpunkt Linz – nächster Wegpunkt Graz. Gemäß Roadbook ist aber über Wien zu fahren……und nicht der direkte Weg über Sattledt und A9. 

7. Tag

Wieder über Minenpass und 3 sehr beeindruckende Schluchten. Wie jeden Tag hatten die Experts eine vereinfachte/verkürzte Strecke. Kamelgrasfelder waren fast täglich dabei – anstrengend und auch gefährlich.

 

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Resümee:

Thorsten Kaiser hat zum 6. Mal die Tuaregrally gewonnen (denke so um die 13 Teilnahmen gesamt). Er ist dort einfach eine Macht. Er hat diesmal mit einem 3 Wochen alten Wadenbeinbruch gesiegt – hat den Gips aus „Sicherheitsgründen“ nicht entfernt und einen Stiefel darüber „gebaut“! Einfach verrückt!

Ich fahre seit 3 Jahren nur mehr eher „tricky“ Rallys. Für mich war demnach die hohe Geschwindigkeit auf den Pisten ungewohnt, 150 km/h oder mehr wäre oftmals möglich gewesen. Im Winter habe ich sehr viel Kondition trainiert und damit keinerlei konditionellen Probleme bekommen – die Tagesetappen hätten gerne länger sein können.

Die Entscheidung, mit einer normalen Enduro anzutreten, war durchaus die Richtige, da diese im Sand einfacher zu fahren ist. Für die Pistenheizerei würde ich das nächste Mal aber progressivere Federn einbauen. Das Fahrwerk hat oftmals hinten und vorne bis auf Anschlag gearbeitet, wodurch es einige gefährliche Situationen gab.…oder ich starte mit einer leichten KTM 450 Rally….mal sehen…

5. Platz in der Profiwertung, 2. Platz bei den Profis over 50. Aber das Wichtigste: Es hat mir richtig Spaß gemacht! Den orangenen Tuareg-Hat habe ich, als einer von 5 Profis erhalten - alle Wegpunkte korrekt angefahren. Der technische Support vom Team Kaiser war perfekt, keiner der 8 Fahrer ist aufgrund technischen Versagens ausgefallen.

Die nächste Tuareg- Rally wird in Algerien gefahren – bin schon auf die konkreten Infos gespannt.

Quellen: Ferdinand Kreidl, Fotos: Einen großen Dank an Beatrice und Gernot Maus!