Viele Mythen gibt es über das Enduro Panorama. Gerüchten zur Folge sollte es ein eher leichtes Hard-Enduro für jedermann sein. Vier Tage Enduro mit moderaten Kilometerleistungen im mittelschweren Gelände und eine gute Organisation. Viele kommen jedes Jahr wieder. Grund genug für Enduro Austria sich dieses Rennen einmal näher anzusehen...

 

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Rumänisches Endurogelände vom Feinsten:

Das Enduro Panorama hat seinen Namen vom Veranstaltungsort. Im Bergdorf Ghelari gibt es ein Hotel namens Panorama. Wie der Name des Hotels schon sagt hat man von dort einen wunderbaren Ausblick. Auch für an Naturjuwelen nur marginal interessierten Enduristen: Wohin man schaut, überall Endurogelände. Es ist nicht so wie beim King of the Hill, wo man entweder im Bachbett fahren kann oder wenn man schummelt auch daneben. Eher wie Romaniacs: Vom Gelände her ist alles möglich und Bachbett bleibt Bachbett. Wer daneben fahren will kann sich einen Seilzug einpacken. Es gibt dort fast keine Forstwege. Man fährt eigentlich permanent auf einspurigen Singletrails, Wiesen oder im Bachbett. Traumhaft!

Wer nebenbei noch touristische Ambitionen hat: Im Tal gibt’s einen schönen Badestausee und in der Stadt Hunedoara am Fuße des Berges steht eine Burg in der unter anderem auch Dracula sein Unwesen trieb. Prädikat sehenswert! However. Für Hard-Enduro gibt’s kein besseres Gelände.

Hiobsbotschaft: Die Kräfteverhältnisse verschieben sich! Es wird jedes Jahr schwerer.

Früher einmal wars viel leichter sich in Rumänien ein gutes Ergebnis zu sichern. Mittlerweile haben die Rumänen aber alle Spitzenbikes und mit dem Heimvorteil im eigenen Gelände werden sie immer stärker. Es starten auch immer internationale Top-Stars wie Philipp Scholz oder David Cyprian bei solchen Rennen. Für diese Pros ist dass das beste Training für prestigeträchtige Extreme-Enduros wie Romaniacs.
Mit dem Niveau der Fahrer steigt auch der Schwierigkeitsgrad von Jahr zu Jahr. Mittlerweile ist die Pro-Klasse von ambitionierten Experts-Fahrern gar nicht mehr zu schaffen.

 

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Vor drei vier Jahren war es noch „relativ“ leicht sich in der Expert-Klasse unter den Top Ten zu einzureihen. Mittlerweile sind die vorderen Plätze voll mit Polen, Tschechen und Rumänen. In der Hobby Klasse kann man noch gut mitmischen. Allerdings gilt auch hier: Wer sich bei österreichischen Rennen nicht in der vorderen Hälfte platziert wird hier Schiffbruch erleiden.

Summarum: Je nach Klasse kann man dosieren ob man sich die volle oder leichte Ladung gönnt. Schlechte oder untrainierte Enduristen gibt’s hier keine. Wer nicht Gas gibt oder Schwächen bei Steilhängen hat wird in jeder Klasse durchgereicht.

Zum Rennen:

Tag 1: Die Strecke für den „Prolog“ ist eine ca. 25 km lange Runde zum einfahren. Heuer war es etwas tricky, weil es davor geregnet hat. Mit dem „gatschigen“ Belag war es eine Rutschpartie bei hohem Tempo. Leider hatten die Veranstalter die Strecke im Gegensatz zum Vorjahr verschärft. Während manche Profis meinten, dass die Pro Loops zu schwer waren hatten die Expert und Hobby Fahrer von massiven Verkehrsbehinderungen und Wiener frühverkehrsähnlichen Verhältnissen im Wald zu berichten. Leider, denn der erste Tag sollte ja zu einer gerechten Ausgangsposition für die langen Renntage sorgen. Mit einer hohen Startnummer hätte heuer nicht mal Jonnie Walker gewonnen, zumindest nicht bei den Experts. Wie auch immer. Trotz aller Warterei war der Rest vom ersten Tag eine geile Bolzerei und sorgte für breites Grinsen im Ziel.
Absolut schnellster war David Cyprian

Tag 2: Ca. 80 Kilometer Enduro bei bestem Wetter auf endlosen Singletrails sorgten für gute Laune. Das geht fast nicht besser. Nach dem missglückten Auftakt haben sich die Kräfteverhältnisse ziemlich eingependelt und man nähert sich seinem wirklichen Ranking im Feld.
Das vorhin beschriebene Wetter gab es aber nur für die schnellere Hälfte des Feldes, die nach ca. 4h im Ziel war. Danach stellte sich ein Regenschauer ein. Bei einer Felsauffahrt spielten sich danach Dramen ab.
Alles in allem war es aber ein leichter Tag. Bei den Pros waren David Cyprian und Philipp Scholz fast gleichauf.

 

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Tag 3: Der dritte Tag hatte es in sich. Die Regenschauer am Nachmittag des 2. Tages entwickelten sich zum Landregen. Beim Rennen hat der Regen zwar aufgehört, naturgemäß war es aber noch extrem rutschig. Dazu muss man auch sagen, dass man als österreichischer Endurist einfach weniger Erfahrung mit solchen Bedingungen hat. Während sich die meisten Österreicher auf einen Kompromiss zwischen Grip und Speed einstellt haben und mit einem „weichen“ Mousse ausgestattet waren, haben die Piloten aus den „Ost“ Ländern mit Regenreifen vorne und einem Plattfuß am Hinterrad eine ganz andere Wahl getroffen. Ganz egal wie man dann auf schnellen Singletrails abnudelt. Auf den steilen Auf- und Abfahrten wird alles zurückgeholt. Das hat teilweise sogar in der Pro Klasse funktioniert.

Insgesamt war der Tag ungemein schwer. Bis auf die Plattfuß-Rider durfte jeder mehrmals Motorrad schieben. Ein anstrengender Tag. Letztendlich dennoch für die meisten gerade noch fahrbar.
Extrem Enduro Spezialist Philipp Scholz nutze seine Chance im schweren Gelände und fuhr 7 Minuten auf David Cyprian heraus. Damit setzte er sich knapp auf Platz 1. Dahinter bis auf Dieter Rudolf und Philipp Schneider nur Rumänen und Tschechen in den Top 10

Am vierten Tag gab es ein 25 Kilometer Abschlussrennen im wechselnden Gelände. Alles in allem war es ein sehr schneller Track. Am Ende gab es noch einen Steilhang mit zahlreichen einheimischen Zusehern. Ein super Abschluss für ein tolles Rennen.
Bei den Profis war Tag 4 der Tag der Entscheidung. Auf der relativ trockenen Piste konnte David Cyprian über 3 Minuten auf Philipp Scholz herausfahren. Damit sicherte er sich den Sieg.

 

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Endresultate:

Klasse Profi: 1. David Cyprian
2. Philipp Scholz
3. Norbert Josza

Dieter Rudolf als bester Österreicher auf Rang 4
Philipp Bertl mit Reifenproblemen am 3.Tag gesamt nur auf Platz 8
Philipp Schneider auf Rang 11
Lars Enöckl ist ausgeschieden

Klasse Expert: 1. Zdenek Cyprian
bester Österreicher Benjamin Diesel auf Rang 14
Marco Messner wurde 19.

Klasse Hobby: 1. Maciej Jurascek
bester Österreicher Florian Gschaider auf Rang 5
Michael Stoffelbauer (8)
Simon Raffezeder (9)

Zusammenfassung:

Im Ziel am Tag 4 war gute Laune an der Tagesordnung. Zufriedene Gesichter überall.
Die meisten Fahrer werden nächstes Jahr wiederkommen. Das spricht auch sehr für dieses Rennen.
Der organisatorische Aufwand ist sehr hoch gehalten. Es sind unzählige Helfer im Einsatz. Wartezeiten bei der Anmeldung gibt’s überhaupt keine. Checkpoints, Tankzonen, Opener, Sweeper, Verkehrsposten und zahlreiche Zwischenkontrollen sorgten für einen reibungslosen Rennablauf.

Bei einigen Dingen merkt man dennoch, dass man in Rumänien ist. So ist es bei 200 Euro Startgeld nicht selbstverständlich, dass man in Fahrerlager im Bus nächtigen darf. Dafür will man 10 Euro am Tag. Ohne Strom und Wasser. Im Vergleich: Im dortigen Hotel kostet die Nächtigung mit Frühstück 13 Euro. Die 3 „ Hochdruckreiniger“, die für die Fahrer gegen Bares zur Verfügung gestellt wurden dürften noch aus der Ceausescu-Zeit stammen. Aus einer Spritzpistole kommt mehr Druck.

Dennoch: Für eingefleischte Hard-Enduristen ist dieses Rennen sehr empfehlenswert. Es gibt wenige auf gleichem Niveau. Mit guter Kondition, Geschick und Enduroerfahrung lässt sich alles bewältigen. Crosser, eingefleischte ACC Piloten und Leute die die ersten Rennerfahrungen sammeln haben dort nichts verloren.

 

Link: http://www.motoclubhaita.ro/enduro/ 

 

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Bericht: Enduro Austria, R. W.
Fotos: Traian Mihai Bogdan