Husqvarna beehrte sich, die österreichische Offroad-Presse zur Modellpräsentation der brandneuen Enduro-Modellpalette in Haidershofen einzuladen. An sich ist so ein Event schon eine perfekte Gelegenheit die neuen Modelle intensiv zu testen. Aber dieses mal fand die Modellpräsentation auf der noch jungfräulichen und unbefahrenen ACC-Strecke statt. Dem nicht genug, Husqvarna Brandmanager Johannes Ketter verkündete so nebenbei, dass auch die Zeitnehmung eingeschaltet wird...

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Da begannen die Augen einiger Offoad-Journalisten zu glänzen. Eine gnadenlose Zeitenjagd wurde gestartet. Wer wird die schnellste Zeit in den Boden brennen? Und: viel wichtiger noch. Mit welchem Gerät? Aber dazu später. Zuerst die elementare Frage: Was hat sich zum letzten Modelljahr verändert?

Beim ersten Anblick natürlich das neue Design mit:
neuen Farben und Grafiken
neuem rutschfesteren und haltbarerem Sitzbankbezug
blau eloxiertes Stealth Kettenrad

Bei genauerer Inspektion der neuen Modelle erkennt man dann noch:
dünnere Speichen
neue hitzefestere Bremsscheiben
serienmäßigen Zündkurvenschalter
neue 22mm Vorderachse
Gabelbrücke mit 22mm Versatz
neuer Gabelschutz

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Bild: FE 350

Im Testbetrieb fällt einem zuerst natürlich die geänderte Geometrie mit der neuen Gabelfaust, Achse und Gabelbrücke auf. Laut Husqvarna soll damit die Wendigkeit und das Gefühl für das Vorderrad verbessert werden. Es fährt es sich zuerst etwas ungewohnt und anders als die Vorjahresmodelle. Allerdings hat man sich nach 10 Minuten daran gewöhnt und es fällt einem nicht mehr auf. Im Gegenteil, Die Geometrie überzeugt durch neutrales Handling. Es gab weder ein einknicken in Kurven, noch eine Tendenz zu unter oder Übersteuern. Die Geräte liegen komplett neutral. Auch auf den Geraden. Bei High-Speed gab es nichts zu bemängeln.
Die anderen Veränderungen sind beim Fahren nicht weiter aufgefallen. Außer der Zündkurvenschalter.

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Wohlwollend zur Kenntnis nehmen wir die neuen Gabelschützer. Die Schrauben sind jetzt alle problemlos mit dem T-Schlüssel erreichbar und die Schützer lassen sich ohne Gabelausbau tauschen. Nebenbei spart man auch noch Gewicht.
Ebenso das deutlich haltbarere Kettenrad und die besseren Bremsscheiben, obwohl letztere nicht in den Temperaturbereich gebracht werden konnten, in dem wir die Verbesserung feststellen hätten können. Die Bremsen sind sensationell wie immer. Hinten fast schon zu aggressiv.

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Bild: TE300

Ein neues Federungssetting der 4CS-Gabel und des Federbeins gab es für alle Modelle. Bei den kleinen 4-Taktern gab es noch ein überarbeitetes Getriebe und ein neues Schmiersystem. Die großen bekamen eine Überarbeitung bei der Kupplung.

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Der Test der neuen Modelle:

Wie oben erwähnt hatten wir die Möglichkeit, jedes Modell ausgiebig zu testen. Drei Runden waren jeweils angesagt. Zu Beginn war die Strecke leider noch etwas rutschig. Ab der Hälfte war es aber für jeden gleich und es waren objektive Zeitvergleiche möglich.
Zur Strecke muss man noch sagen, dass sie wie bei der ACC üblich für jedermann zu bewältigen war. Rundenlängen zwischen 8 und 10 Minuten mit 50:50 Mix aus Wiesencross und Wald. Eher auf der schnellen Seite mit einigen künstlichen Hindernissen.

Die einzelnen Modelle im E.A.R.T.-Test:

TE 125: kleines giftiges Gerät. Für uns Tester nicht das Gerät für starke Zeiten. Für die Strecke und uns eher schwereren Fahrer etwas schwach. (Nein, wir sind nicht dick!) Natürlich ist das Teil extrem wendig und leicht. Die Motorcharakteristik verlangt extreme Konzentration auf fehlerloses Fahren. Rechtzeitiges Schalten ist Pflicht. Schwung mitnehmen ebenso. Wenngleich wir mit dem Teil nicht ganz mit den starken Motorrädern mithalten konnten. Spass machte es. Mehr wie mit allen anderen Modellen. Da waren wir uns einig.

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Falls ein ambitionierter Nachwuchspilot das 96kg leichte Teil in die Hände bekommt, die Strecke nicht zu schnell ist und die 38 PS ausreichen, kann man damit Top-Ergebnisse erzielen. Auf den Geraden muss man aber aufpassen, von der 501er nicht angesaugt zu werden. Absolut keine Chance. Die Ehre könnte bei diversen Baumstammhindernissen wieder hergestellt werden.
Im Gegensatz zu allen anderen Modellen hat die 125er keinen E-Starter und auch keinen Zündkurvenschalter.

FE 250: Gibt nicht viel zu sagen. Ist nicht unser Favorit für schnelles Tempobolzen. Niemals aggressiv. Auch eher ein Gerät für den Nachwuchs. Gleich wie die 125er. Von allen Motorrädern auf Dauer am kräfteschonendsten zu fahren. Für eine schnelle Runde aber zu schwach für uns Tester (37PS). Allerdings: Werner Müller hat sich dieses Teil für den ACC Lauf ausgeborgt und nicht umgebaut. Nicht einmal die Hebel hat er sich eingestellt. Das Fahrwerk, einfach alles Original. Er wurde 4. Noch Fragen?

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TE 250/300: Es gibt nicht viel Unterschied zwischen beiden Modellen. Die Spitzenleistung ist fast gleich. Unten geht die 300er deutlich besser. Überraschend war, dass beide auf dieser Strecke doch langsamer waren als die 4-Takter, obwohl wir Tester selber 250er bzw. 300er in der Garage haben. Die motocrosslastige Strecke war mit den 4-Taktern einfach viel kräfteschonender zu bewältigen. Da hat es auch wenig genützt, dass die 2-Takter im Wald deutlich wendiger waren. Man muss sie jedoch viel aufwendiger im passenden Drehzahlbereich halten, um gute Zeiten zu erzielen.

Es ist nicht so, das die Geräte nicht ordentlich ziehen (Leistung bei Top-Bedüsung: 52 bzw. 54PS). Der Gang muss beim 2-Takter einfach immer passen und dass ist schwerer zu bewerkstelligen, als bei der 350er mit dem extrem langem Leistungsband. Was einem ein Lächeln ins Gesicht zaubert: Die Baumstammhindernisse werden gefühlt doppelt so schnell absolviert wie mit den 4-Taktern. Außerdem haben die 2-Takter Gabelmäßig mehr Durchschlagreserven als die Four-strokes. Wenn das Geländer schwerer wird, dann schaut der Test ganz anders aus.

Falls man schwieriges Gelände bevorzugt und einen der Topseller bei den Zweitaktern haben will, sollte man sich überlegen, was einem lieber ist. Bei gleichem Gewicht hat die 250er unten doch merkbar weniger Leistung. Andererseits ist es auch so, dass die 300er bei motivierter Fahrweise kein 2h Rennen ohne Tankstopp schafft. Bei der 250er geht sich das in 90% aller Rennen aus. Das macht meistens 1-2 Plätze aus.
Was aber auch einiges ausmacht: Bei jedem Start mit stehenden Motor gewinnt der Zweitaktmotor aus Mattighofen. Motor Aufgewärmt. Zweiter Gang drinnen. Kupplung und gleichzeitig Gas und du bist vorne. Die 4-Takter brauchen immer länger bis sie laufen. So wars auch am Start beim ACC-Lauf.

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FE 350: Der absolute Favorit der meisten Tester. Nahezu jeder hat damit mit Abstand seine beste Zeit erzielt. Da ging es bei den meisten um ca. 10 Sekunden Unterschied. Kein Wunder, dass auch die Husqvarna-Österreich Fahrer Patrick Neisser und Matthias Wibmer genau auf diese Motoren vertrauen. Leicht wie eine 250er, immer Power und ein unglaubliches Drehzahlband. Das Teil dreht einfach unendlich (Begrenzer bei 12000, Leistung 46PS) und man kann damit viel schaltfauler und auch kräfteschonender fahren wie mit den 2-Taktern. Für normale Strecken reicht die Leistung allemal. Erzbergprolog, Hare Scramble oder Speedhill wird man nicht gewinnen. Aber für alle anderen Bewerbe ist das Teil die absolut Top-Waffe. Es fühlt sich richtig schnell an. Niemals giftig. Absolute Tagesbestzeit und: Erschrecken im Gesicht der Tester, wenn erkannt wird, dass man mit dem eigenen Motorrad langsamer als mit dem Testgerät ist.

FE 450/501: Don’t fear the Power. Die 450 und 501 sind relativ gleich. Sie fühlen sich auch etwas schwerer an wie die 350er. Vielleicht ein Nachteil im engen Waldkurs. Im Crosslastigen Wiesenteil kann speziell die 501er auf einen wesentliche Vorteil bauen. Egal welcher Gang, man hat immer Schub. Nie brutal und auch nie so, dass das Rad brutal ausbricht. Vom Leistungseinsatz sogar leichter zu beherrschen wie die 125er. Man könnte die ganze Strecke im 2. Gang fahren und wäre auch nicht viel langsamer. Das optimale Gerät zum Herumnudeln. Im Ernst: Mit der 450er bzw. 501er haben fast alle ihre zweitbeste Zeit gefahren. Vermutlich liegt es an der Kombination Leistung (53 bzw. 58PS) und langes Drehzahlband. Beide drehen laut Husqvarna bis 11500RPM

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Bild: Motor TE250

5h Testen hängen sich ganz schön an:

Trotz Pausen waren wir zum Schluss dann schon ziemlich erledigt. 7 Motorräder mit jeweils 3 Runden haben etwas an der Kondition gezehrt. Aber es war ein Riesenspaß und hat sich auf jeden Fall ausgezahlt. Die schnellste Zeit des Tests geht an das E.A.R.T. - Willi Stocker hat schon geführt bevor er auf das letzte Motorrad wechselte. Das war dann die 350er. Damit hat der dann noch mal 10 Sekunden draufgelegt. Zeit: 08:11 Bike bis auf den Lenker und die Hebel komplett Serienmäßig. Das konnte mit dem eigenen Bike im Rennen gerade mal um 3 Sekunden getoppt werden. Mit Top-Motivation und schwerem Druck von hinten.

Power Parts: Es gab einige PowerParts zu testen. Am meisten gefallen haben uns die blau eloxierten Hebel, die auf der 250er montiert waren. Sie sollen Bruchsicher sein. Irgendwie haben sie auch eine breitere Auflagefläche und greifen sich besser an. Der Twin-Wall MX Lenker auf der 350er hat uns auch recht gut gefallen. Er war etwas tiefer und hatte eine angenehme Kröpfung. Es hätte auch mehrere Sitzbänke mit allen möglichen Abstufungen, Grip-Bezügen, Höhen und Tiefen zum testen gegeben. Wir waren mit dem Standard-Teil so zufrieden das wir da keinen Bedarf gesehen haben. Genauso war es mit den Fussrastern. Neu sind die Originalen so gut, dass kein unterschied zu bemerken ist.

Was es noch zu sagen gibt: Erstaunlich ist, dass auch mit der wendigeren Geometrie keine einzige brenzlige Situation zustande kam. (O.K. Willi hat es mit einem leicht Missglückten Heelklicker vor dem Fotografen eventuell etwas übertrieben) Es wurde kein Teil vernichtet oder beschädigt. Nicht einmal ein Patschen. Obwohl wir mit relativ wenig Luft unterwegs waren. Vermutlich passiert nie was, wenn ein Mechaniker anwesend ist, der sich um die Geräte kümmert!

Wo wir beim Husqvarna Truck wären. Der Husqvarna Werks-Truck:

Ein Tag Race-Service wie bei Alfredo Gomez oder Graham Jarvis hat uns schwer beeindruckt. Eigener Mechaniker. Versorgung mit allen was es nur gibt. Man hat weder Sonne, Regen oder Wind. Es kümmert ständig wer um das Zelt. Seitenteile aufbauen, abbauen. Immer Super angenehm. Sogar eine Anzeigetafel mit den Rundenzeiten gibt es. Der Truck ist einfach Top. Ich denke das macht einem schneller wie jegliches Tuning.

Was soll ich kaufen?: Gute Frage: Richtet sich rein nach dem Zweck.

Bei einem ist man sich einig. Hätte man das nötige Kleingeld über, dann müssten einfach mehrere Bikes her. Unser Fazit:

Bist du Nachwuchsfahrer: TE125 oder FE250
Willst du bei der ACC aufräumen: FE 350 ist die erste Wahl. Dan die 450 oder 501
Ist dein Einsatzgebiet der Steilhang oder schweres Gelände a la Erzberg? Fährst du gerne in Rumänien?: TE 250 oder 300

Bist du der Sir im Gelände? Verzichtest du weitgehend auf jeglichen ästhetischen Fahrstil durch schaltfaulstes Fahren? Richtest du jedes Hindernis mit furcht- und erbarmungslosen Vollgas? - FE 501 Unter Verwendung einer Rekluse Kupplung kann man da noch einen drauf setzen. Bei der Wartung kann man auch etwas nachlässiger sein. Kolbenwechsel: Was ist das? Den Motor kann man eigentlich nicht umbringen.

Alle Details auf http://www.husqvarna-motorcycles.com/de_at

Bericht: Enduro-Austria: R.W.
Fotos: www.sportpixel.eu

 

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